Weil will es zur Wahl wissen

SPD-Spitzenkandidat aus Hannover besucht Landkreis und setzt auf sozialdemokratische Themen Lars Strüning LANDKREIS. Der Mann ist freundlich, charmant und hat Sinn für Humor. Und er hat was zu sagen. Stephan Weil, Spitzenkandidat der SPD in Niedersachsen, fordert im Januar Ministerpräsident David McAllister heraus. Er setzt für den angestrebten Wechsel auf sozialdemokratische Grundtugenden. Am Mittwoch war er im Landkreis Stade unterwegs.

Gute Laune bei der SPD (von links): Petra Tiemann, Landtagsabgeordnete, Spitzenkandidat Stephan Weil und Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber. Foto Strüning

Zwischen dem DRK-Pflegeheim Freiburg in Kehdingen bis zur Hochschule 21 in Buxtehude reichte die Spanne seiner Einsätze. Das Feld der Landespolitik ist bunt. Stephan Weil (53), derzeit Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, setzt dabei auf die Farbe Rot.
Beispiel Altenpflege: Dassim Land Niedersachsen bundesweit die zweitniedrigsten Pflegesätze bezahlt werden, hält Weil für einen "sozialpolitischen Skandal". Das wirke sich auf die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung und auf die Attraktivität der Berufe in der Altenpflege aus. Weil will gegensteuern, setzt auf eine bessere Entlohnung und auf eine Imagekampagne von Land und Wohlfahrtsverbänden.
Beispiel Gesamtschulen: Der Schulstreit im Lande müsse endlich beendet werden. Es sollte das angeboten werden, was vor Ort gewünscht wird. Weil: "Die Diskriminierung der Integrierten Gesamtschulen muss ein Ende haben."
Beispiel Ganztagsschulen: Der SPD-Spitzenkandidat fordert durchgängige Ganztagsschulen, die ihr Angebot die ganze Woche und nicht nur an einzelnen Tagen offen halten. Das sei mit dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz nicht nur Sozial- sondern vor allem auch Strukturpolitik, also aktive Wirtschaftsförderung. Das Land habe in Sachen Kinder- und Familienfreundlichkeit einen großen Nachholbedarf.
Beispiel Haushaltskonsolidierung: Die Schuldenbremse im defizitären Etat sei die größte Herausforderung einer SPD-geführten Landesregierung. Weil will unter anderem die Besserverdienenden stärker zur Finanzierung von öffentlichen Aufgaben heranziehen und will daher den Spitzensteuersatz erhöhen.
Gar nicht erfreut ist er über die Koalitionsvereinbarung von SPD, Grünen und SSW in Schleswig-Holstein zum Weiterbau der A 20. Sie soll, so die neue Regierung im Norden, nur bis zur A 7 und nicht bis zur Elbe geplant werden. Weil: "Ich bin unverändert ein Anhänger der A 20 und bedauere diesen Beschluss." Andererseits müsse der Bund mehr Fahrt aufnehmen, Zahlen zur Autobahn und vor allem zum Elbtunnel nennen und sagen, wie das konkret finanziert werden soll.
Dem Landkreis Stade stellte er ein gutes Zeugnis aus. "Der ist vergleichsweise gut aufgestellt." Die Bevölkerungsprognose sei positiv, wirtschaftlich befinde sich die Region auf gutem Niveau. Nur die Verkehrsanbindungen müssten deutlich verbessert werden.
Im Januar 2013 wird in Niedersachsen gewählt. SPD und Grünen werden durchaus Chancen eingeräumt, die CDU/FDP-Regierung abzulösen. Die CDU hat mit Ministerpräsident David McAllister einen Trumpf in ihren Reihen. Was hat er, was der SPD-Herausforderer nicht hat? Weil: "Er spricht besser Englisch als ich."
 
STADER TAGEBLATT vom 14.06.2012