

Die Parteimitglieder sollten in Ahlerstedt im Schützenhof die Chance bekommen, beide Kandidaten kennenzulernen.
Rund 80 nutzten die Gelegenheit. Wer bei der Bundestagswahl 2013 mit dem CDU-Bewerber Oliver Grundmann um das Direktmandat für den Bundestag Berlin streitet, entscheidet am 5. November eine Delegiertenkonferenz der SPD in Mulsum (19 Uhr, Deutsches Haus).
Der Favorit kam als zweiter Redner bei der 15-minütigen Vorstellungsrede an die Reihe. Oliver Kellmer (36), Richter in Stade, vom Unterbezirk Stade vorgeschlagen und von den Ortsvereinen im Stader Wahlkreisbereich unterstützt, hat trotz Gegenkandidaten gute Aussichten, gemeinsamer Kandidat zu werden. Nicht nur, weil er sich in Ahlerstedt gut präsentierte.
Bei der Nominierung Anfang November stellten die Stader Delegierten 47 Teilnehmer, aus dem Unterbezirk Rotenburg kommen 24. Insgesamt vertreten die Delegierten 1200 SPD-Mitglieder in 15 Ortsvereinen. Im Kreis Stade sind das die Ortsvereine aus Stade, Buxtehude und Jork sowie den Samtgemeinden Apensen, Fredenbeck, Harsefeld, Horneburg und Lühe. Aus dem Kreis Rotenburg gehören Bremervörde und Gnarrenburg sowie die Samtgemeinden Geestequelle, Selsingen, Sittensen, Tarmstedt und Zeven zum Wahlkreis.
Kellmer hat gegenüber Guido Guido Löbbering (45) einen weiteren Vorteil. Er ist schon länger im Rennen. Kellmer hat sich in den Ortsvereinen bereits vorgestellt, Löbbering aufgrund der Kürze der Zeit nicht. Der Berufssoldat, der in der Samtgemeinde Sittensen im Rat sitzt und bei der Bundeswehr den Rang eines Majors hat, machte seine Kandidatur erst Mitte September öffentlich. Er stand nach eigener Aussage auf der Liste für die UN-Beobachtermission im Konflikt in Syrien. Erst als sich eine deutsche Beteiligung an dieser Mission erledigt hatte, machte Löbbering seine Kandidatur öffentlich. "Sonst hätte jemand anders, den ich kenne, für mich nach Syrien gehen müssen", so der Kandidat.
Große inhaltliche Unterschiede zwischen Kellmer und Löbbering waren in Ahlerstedt nicht auszumachen, und beide gingen sehr kollegial miteinander um. Löbbering sieht sich politisch im konservativen Teil der SPD. Er zeigte Bilder seiner Familie, von seinem letzten Einsatz als Soldat in Afghanistan. Er präsentierte sich als Mensch, der auf die Menschen zugehen will, der seine Auffassung von Politik vom selbst Erlebten ableitet. So zum Beispiel über die Erfahrung, dass es, als er mit der Familie vor zwölf Jahren nach Sittensen zog, eine sehr unzureichende Kinderbetreuung gab. Oder wie bei seinem Einsatz in Afghanistan, wo er festgestellt habe, dass Militär alleine überhaupt nichts erreichen könne.
Oliver Kellmer, der bei der letzten Kommunalwahl zum ersten Mal in den Stader Rat gewählt wurde, punktete in Ahlerstedt dagegen mit einer guten Rhetorik und einem umfangreichen Fachwissen in unterschiedlichen Bereichen. "Der Bundestag muss seine Aufgabe als Kontrollinstanz wieder wahrnehmen", sagte Kellmer mit einem Hinweis auf die Euro-Krise. Der Bewerber aus Sittensen: Guido Löbbering ordnet sich unter den Koservativen ein.
Der Bewerber aus Stade: Oliver Kellmer gilt als Favorit. Wisser
STADER TAGEBLATT vom 18.10.2012