
Kellmer bekam bei der SPD-Delegiertenkonferenz in Mulsum im Deutschen Haus am Montagabend 42 Stimmen, sein Konkurrent Löbbering 23. Von 71 stimmberechtigten Delegierten waren 65 gekommen. Alle Stimmen waren gültig. Es gab keine Enthaltungen.
Kellmer tritt damit gegen den bereits nominierten Stader CDU-Mann Oliver Grundmann an. Frühester Termin für die Wahl zum Bundestag wäre – sofern es nicht zu einer vorzeitigen Auflösung kommt – Mittwoch, 28. August 2013, der späteste Termin Sonntag, der 27. Oktober 2013.
Kellmers Wahl war keine Überraschung. Aufgrund des Zuschnitts des Wahlkreises stellen die Sozialdemokraten aus dem Landkreis Stade mit 47 Delegierten eine klare Mehrheit, und sowohl der Unterbezirksvorstand der Kreis-SPD als auch die Ortsvereine im Landkreis Stade hatten sich im Vorfeld für Kellmer ausgesprochen. Löbberich kam mit Unterstützung des Unterbezirksvorstands Rotenburg und des Ortsvereins Sittensen.
Kellmer, Jurist und Richter am Verwaltungsgericht in Stade, begründete seine Kandidatur auch mit seiner beruflichen Erfahrung. Bei Verfahren zum Thema Hartz IV hätte er oft festgestellt, dass das Entschiedene zwar "recht, aber nicht gerecht ist", so Kellmer. Er betonte in seiner Vorstellungsrede vor den Delegierten seine Nähe zu den Gewerkschaften. Als Abgeordneter wolle er dafür eintreten, dass der Bundestag seine Funktion als Kontrollinstanz wieder richtig wahrnehme. Er wolle als Scharnier zwischen europäischer und der kommunalen Ebene dienen und nannte dabei auch das Thema Dow Chemical. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte einen Vorstoß der Grünen in Sachen Asbest unterstützt, der für das Unternehmen Dow massive Konsequenzen gehabt hätte, ohne dass die Stader SPD konsultiert worden wäre. Ein weiterer Schwerpunkt seiner politischen Arbeit gelte im Falle seines Einzugs in den Bundestag den Menschen, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben könnten. Es gebe zu viele Hartz-IV-Aufstocker und zu viele Leiharbeiter.
Während Kellmer den Delgierten seine inhaltlichen Positionen verdeutlichte, ging Guido Löbberich einen anderen Weg. "Wir sind beide in der SPD, inhaltliche Unterschiede gibt es nicht oder sind Thema für einen Parteitag", so Löbberich. Er skizzierte bewusst die Unterschiede zwischen ihm und seinem Konkurrenten Kellmer. Er sei verheiratet, habe drei Kinder und habe keine klassische Parteikarriere. Es gebe derzeit auch keinen Berufssoldaten in der Bundestagsfraktion. Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal für ihn, so der Oberstleutnant. "Die Menschen wollen glaubwürdige Politiker, und dafür stehe ich mit meinem Lebensweg", so Löbberich: "Es gibt schon jetzt zu viele Juristen im Bundestag." Kellmer ist unverheiratet und Jurist.
Nach der Abstimmungsniederlage versprach Löbberich, Kellmer zu unterstützen: "Demokratie lebt von der Auswahlmöglichkeit. Oliver ist ein guter Kandidat. Ich werde hier bei uns sein bester Wahlkämpfer sein."
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Der Wahlkreis
Im Wahlkreis Cuxhaven-Stade stehen die Kandidaten der beiden großen Parteien bereits fest. Für die CDU tritt Enak Ferlemann an. Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium hatte den Wahlkreis bei der Bundestagswahl 2009 mit knappem Vorsprung direkt gegen SPD-Frau Thurid Küber gewonnen. Die SPD schickt diesmal den Cuxhavener Gewerkschaftssekretär Gunnar Wegener ins Rennen.
STADER TAGEBLATT vom 06.11.2012